Multi-Carrier-Shipping: Der Kunde entscheidet!

Oder anders: Wem gehört der Kunde? Dies ist ein Gedanke, der mich und viele Wegbegleiter schon sehr lange beschäftigt. In Zeiten rasanten Wandels, einer unaufhaltsam fortschreitenden Digitalisierung und flächendeckender Vernetzung bleibt in keiner Branche ein Stein auf dem anderen. Auch, wenn manche den guten alten Zeiten noch lange nachtrauern werden, sieht die Realität auch in der Logistik-Branche heute ganz anders aus. Gerade in der Versandlogistik wird dies immer deutlicher sichtbar.

Fragmentierte Versandsoftware Landschaft in KMU’s

Wirft man heute einen Blick auf die bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) im Einsatz befindlichen Versandsoftwarelösungen, trifft man noch immer auf lokale Softwareinstallationen verschiedenster Logistikdienstleister. Diese haben zwangsläufig kosten- und zeitintensive Updates zur Folge und zementieren eher das Altbewährte, als die gerade von diesen Unternehmen benötigte Schnelligkeit in den Abläufen zu fördern. Zeit bedeutet Geld, in der Logistik-Welt mehr denn je. Technologien entwickeln sich stetig weiter und auch die Kunden in diesem Segment, hauptsächlich Onlinehändler, werden immer anspruchsvoller.

Oder eine Softwarelösung für alle Carrier

Ich glaube, dass sich die von den Händlern erwartete Innovationskraft, Prozessgeschwindigkeit und Flexibilität am besten durch hoch spezialisierte Multi-Carrier-Shipping-Lösungen aus der Cloud umsetzen lassen. Warum? Weil sich auch jetzt schon immer mehr KMU-Onlinehändler für Multi-Carrier-Shipping entscheiden. Im Wesentlichen geht es hier um den Druck von Sendungsaufklebern und um die Sendungsverfolgung für Pakete verschiedenster Logistikanbieter aus einer Softwarelösung heraus. Im Großkundenumfeld ist das nichts gänzlich Neues. Es zeigt sich aber gerade in den letzten Jahren, dass aufgrund innovativer Cloud-Anbieter wie shipcloud, Metapack oder Shippo nun auch KMU-Online-Händler in die Lage versetzt werden, diese Services ohne technische Hürden und hohe Aufwände nutzen zu können. Wir gehen daher davon aus, dass sich analog zur Entstehung von Payment-Service-Providern vor 15 Jahren, auch ein neuer Service-Standard für Versandanbindungen in Drittsysteme herausbilden wird.

Die Lösung: Multi-Carrier-Shipping

Die Vorteile von Multi-Carrier-Shipping für den Anwender liegen auf der Hand: einfache Integration, hohe Flexibilität durch Auswahlmöglichkeiten bei den Logistikdienstleistungen, optimierte Workflows aus einer führenden Softwarelösung heraus, keine Wechselbarrieren von Logistiker zu Logistiker und minimaler Wartungsaufwand durch ausgelagerte Update- und Maintenance-Prozesse. Zusätzlich hat der Anwender dadurch Einsparpotenziale, da er die Produktauswahl aufgrund gegebener Preistransparenz optimieren kann. So sind neben dem Standardversand auch Bedarfe, wie z.B. Kurier-, Express- und Speditionsdienstleistungen oder sogar Sameday-Lieferungen relativ einfach zu erfüllen. Der Servicegedanke steht beim Multi-Carrier-Shipping also eindeutig im Vordergrund.

Die Lieferung als Service am Kunden verstehen

Hier sollten die Logistikanbieter aus meiner Sicht verstärkt ansetzen. Denn eine logistische Exklusivität beim Kunden ist nur noch in Einzelfällen gegeben. Trotz relativ homogener Angebotspaletten bei den großen KEP-Dienstleistern sind es häufig nur Nuancen, die den Kunden über Zuschlag oder Absage entscheiden lassen. Das ist bei den zumindest im 2C-Segment erzielten geringen Margen eine vertriebliche Herausforderung. Hinzu kommt die zunehmende Vielfalt an verschiedensten Versanddienstleistungen, die nicht mehr durch einen einzelnen Dienstleister allein angeboten werden können.

Internetbasierte Technologien ändern sich mit immer höherer Geschwindigkeit. Sind Logistikanbieter dann nicht besser beraten, Aufwände, Entwicklungs- und Integrationskosten einzusparen, und verstärkt in Marketing und Vertrieb, z.B. durch die Kooperation mit Technologieanbietern für die Zielgruppe der KMU-Händler, zu investieren? Das soll keineswegs bedeuten, dass ich direkte Anbindungen für ein Auslaufmodell halte. Diese werden weiterhin ihre Daseinsberechtigung besitzen, ihre Bedeutung wird aber zugunsten der Multi-Carrier-Lösungen abnehmen

Erweiterter Marketingkanal

Der Vorteil von Integrationen über Multi-Carrier-Shipping-Provider ist offensichtlich. Schließlich sind diese Lösungsanbieter auch ein verlängerter Marketingkanal. Sie gewährleisten Verfügbarkeit und tragen zur Leadgenerierung bei. Die Reichweite der eigenen Marke eines Logistikers wird dadurch steigen und es können mehr Kunden für Produkte mit Alleinstellungsmerkmalen gewonnen werden.

Ist die Kundenbindung durch die Überlassung des technischen Zuganges auf diese Dienstleister weniger stabil, langlebig und ausbaufähig? Ich denke nicht. Denn finden die Kundenbindung und die Wahrnehmung der Marke im Falle eines KEP-Logistikers nicht an anderer Stelle statt? Nämlich durch die pünktliche, korrekte und preislich attraktive Auslieferung der Sendungen an den gewünschten Zustellort? Und das gepaart mit einer serviceorientierten Endkundenstrategie? Darin zeigt sich meiner Meinung nach die eigentliche Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit eines KEP-Dienstleisters, die dann nachweislich auch der Kunde honorieren wird.

Und was meint Jeff Bezos dazu?

Auf den Punkt bringt es meines Erachtens nach Jeff Bezos (CEO Amazon) in einem La Repubblica-Interview mit dem Titel „Wir stehen am Anfang einer goldenen Epoche!” und der Frage: Was ist Amazon heute? Ein Technologie-Unternehmen, ein Unternehmen des Einzelhandels. Ein Unternehmen, das alles macht? Jeff Bezos beschreibt sein Unternehmen darin folgendermaßen: „Was wir tun, ist von der Technologie abhängig. Wenn ich eine Definition auswählen müsste, dann würde ich sagen, es ist eine “Customer Company”, ein Unternehmen im Dienst der Kunden. Der Hauptgrund, warum wir damals Erfolg hatten, lag in unserer Besessenheit, die Konsumenten zufriedenzustellen, mehr als unsere Konkurrenten. Hart zu arbeiten für die Zufriedenheit der Kunden: Daraus entsteht unsere Energie, nicht aus dem Kampf gegen die Konkurrenz. Das ist unser Geheimnis.“ (27.07.16 www.welt.de)

Der Kunde entscheidet

Ich denke, dass es also überhaupt nicht darum geht, wem der Kunde gehört und wem nicht. Es geht schlicht um die Frage, welchen Vorteil der Kunde von einem bestimmten Service hat. Diesen wird er auswählen, ganz unabhängig davon, wie viele weitere Services er technisch nutzen könnte. Deshalb verstehen wir Multi-Carrier-Shipping nicht als Gefahr oder unnötige Konkurrenz-Situation, sondern vielmehr als Chance für diejenigen, die stets den Kundennutzen als Hauptmerkmal ihrer logistischen Produkte sehen.